Jutta Räbiger vom Kinderschutzbund Heilbronn bietet gemeinsam mit ihren Kollegen eine Hotline an, unter der Eltern sich Rat und Unterstützung holen können.
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Von Tanja Ochs

Je länger die Corona-Krise andauert, umso größer wird in vielen Familien die Not. In den letzten Tagen sei die Zahl der Hilfe suchenden Anrufer gestiegen, erzählt Jutta Räbiger vom Kinderschutzbund Heilbronn. Sie und ihre Kollegen bieten über eine Hotline nicht nur Beratung und Gesprächsbereitschaft an, sondern auch konkrete Unterstützung. Gemeinsam mit dem Verein Menschen in Not der Heilbronner Stimme hat der Kinderschutzbund das Projekt Familienzeit ins Leben gerufen. Mehr als 13 000 Euro wurden inzwischen gespendet. 32 Familien haben bisher Lebensmittelgutscheine erhalten, 45 Familien bekamen Kreativtaschen. Von Eppingen bis Wüstenrot und von Talheim bis Gundelsheim war der Pünktchen-Bus des Kinderschutzbunds im Stadt- und Landkreis Heilbronn unterwegs, um altersgerechtes Bastel- und Spielmaterial zu 121 Kindern zu bringen.

Auch die Tochter von Sandra Maier (Name von der Redaktion geändert) gehörte dazu. „Meine Maus war überglücklich“, erzählt die Mutter. Neben einem Gesellschaftsspiel und einer Hörbuch-CD waren Stifte, Farben, Papier, Kleber und andere Beschäftigungshilfen in der Tasche. Normalerweise bastelt die Fünfjährige in der Kita, doch die ist geschlossen. Jetzt macht Mama Programm ab morgens um sieben, aber für Extras fehlt der kleinen Familie das Geld. „Die Situation ist frustrierend“, sagt die 36-Jährige, die im Landkreis Heilbronn lebt. Normalerweise arbeitet sie in der Gastronomie, jetzt wäre sie in Kurzarbeit, kann aber nicht eingesetzt werden, weil sie keine Betreuung für ihre Tochter hat. Auch ihr Ehemann ist von Kurzarbeit betroffen.

Von einen Tag auf den anderen fiel der Großteil des Familieneinkommens weg. Der Antrag auf Kinderzuschlag ist gestellt, aber noch nicht abschließend entschieden, Wohngeld bekommt die Familie nicht. „Bei den Ämtern stoßen wir auf taube Ohren“, sagt Sandra Maier. Sie weiß nicht, ob und wann sie staatliche Unterstützung erhält. Es fehlt an allen Ecken und Enden – gerade jetzt, wo sie jeden Tag kocht, weil das warme Mittagessen in der Kita wegfällt. „Man verzichtet selbst, das Kind kommt zuerst“, sagt die Mutter. Sie hat Gemüsesuppe mit Wasser gestreckt und nur noch Leitungswasser getrunken, bevor sie beim Kinderschutzbund anrief. „Es ist schwer, um Hilfe zu bitten“, erzählt sie. „Aber dort musste ich nicht erklären, warum ich nichts mehr habe.“ Mit einem Lebensmittelgutschein über 90 Euro aus der Spendenaktion konnte sie Essen für einen Monat einkaufen. „Das war wunderbar“, sagt Sandra Maier. „Ich bin dankbar, dass uns so unbürokratisch geholfen wurde.“ Nicht nur für den Magen, auch für die Psyche sei das wichtig. „Das spürt auch mein Kind“, ist sie sich sicher.

Projekt läuft weiter: Wer das Projekt unterstützen möchte, überweist seine Spende mit dem Stichwort „Familienzeit“ auf eines der Spendenkonten. Alle Spenden kommen bedürftigen Familien in der Region zugute.