
Noch nie haben Leser so viel gespendet: Verein Menschen in Not sammelt fast 890000 Euro
Von unserer Redakteurin Tanja Ochs
Auch nach 50 Jahren ist die Spendenaktion von Heilbronner Stimme, Hohenloher Zeitung und Kraichgau Stimme wichtiger denn je: Das wird nicht nur deutlich in der großzügigen Spendenbereitschaft der Leser, sondern auch in den zahlreichen Anträgen, die den Verein in den vergangenen Monaten erreicht haben. Eine Rekordsumme in Höhe von 888 751 Euro hat die Redaktion für soziales Engagement gesammelt. Fast 7000 Spender haben dieses Ergebnis ermöglicht. „Das Ergebnis unserer Jubiläums-Spendenaktion zeigt vor allem eines: Die unglaubliche Spendenbereitschaft unserer Leser ist ein starkes Zeichen für das außerordentliche bürgerschaftliche Engagement in der Region. Und ist uns eine hohe Verpflichtung, verantwortungsvoll mit dem Geld umzugehen – zum Wohle der Hilfsbedürftigen in der Region“, sagt Tilmann Distelbarth, Verleger der Heilbronner Stimme.
Unterstützung Gleichzeitig haben erneut zahlreiche Firmen in der Region die Aktion unterstützt. Bereits beim Stimme-Tag auf der Bundesgartenschau im August gab es eine Tombola zugunsten von „Menschen in Not“. Es wurden Kunstwerke versteigert, beim Gala-Abend im Radioton Gourmet-Palast Spenden gesammelt und bei der Reisemesse der Firma Gross kam ein Buga-Karl unter den Hammer. All das hat zu einer Spendensumme geführt, von der Menschen in der Stadt und im Landkreis Heilbronn sowie in Hohenlohe profitieren. Menschen, die nicht auf der Sonnenseite stehen und die dringend Hilfe brauchen. Senioren, Familien, Alleinstehende und Alleinerziehende haben in den vergangenen Monaten Anträge eingereicht. Seit November hat der Verein rund 50 Personen unterstützt. Zahlreiche andere Menschen profitieren von den Geldtöpfen, die „Menschen in Not“ den Sozialorganisationen zur Verfügung stellt.
Im Dezember 1970 hat die Lokalredaktion der Heilbronner Stimme den ersten Aufruf gestartet, um vier Familien zu unterstützen, die in Not geraten waren. 11 500 Mark kamen damals zusammen – bar abgegeben. Jahrelang tummelten sich im Advent großzügige Leser in der Lokalredaktion, um Sachspenden und Geld vorbeizubringen. Erst später gab es die Möglichkeit, Geld auch zu überweisen. Trotzdem gibt es bis heute mancher Leser vor Weihnachten einen Umschlag für „Menschen in Not“ persönlich in der Redaktion ab. Der Vertrauensbeweis der Spender ist enorm. Das Geld wird nach eingehender Prüfung vollständig verteilt. „Die vielen Spender, seien es Großspender oder Menschen, die einen kleinen Beitrag geben, können sich auf unsere Integrität verlassen“, betont Uwe Ralf Heer, Chefredakteur der Heilbronner Stimme. „Die Spender können sicher sein, dass das Geld dort ankommt, wo es benötigt wird.“
Freude Von Anfang an waren örtliche Sozialorganisationen bei der Aktion mit im Boot. Dabei geht es bis heute um mehr als um eine Freude im Advent: Unsere Spendenempfänger plagen existenzielle Notlagen. Beherrschendes Thema in der aktuellen Runde war die Wohnungsnot. In vielen Fällen konnten sich Betroffene die Miete nicht leisten, oder sie lebten beengt, weil sie erst gar keine bezahlbare Wohnung fanden. Wie jene Frau aus dem Landkreis Heilbronn beispielsweise, die mit ihrer Tochter vor ihrem gewalttätigen Ehemann flüchtete und bei ihrer Mutter in einer Zwei-Zimmer-Wohnung Unterschlupf fand. Oder der Mann der sich verschuldete, um für seinen Sohn ein Zuhause zu schaffen. Die Wohnung, die er sich von seinem Lohn leisten konnte, war stark renovierungsbedürftig. Um Handwerker zu sparen, legte er selbst Hand an. Ähnlich erging es einer Mutter, die nach dem Tod ihres Mannes alles daran setzte, das Familienheim für ihre Kinder zu erhalten. In anderen Fällen drohte eine Stromsperre, oder die Familie saß längst im Dunkeln. Oft fehlen Kühlschrank oder Herd, aber auch Kinderbetten oder Winterschuhe können sich Menschen inmitten unserer Gesellschaft nicht immer leisten. Schnelle, unbürokratische Hilfe ist in solchen Fällen wichtig.
Der Verein Menschen in Not hat sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, nachhaltig zu helfen. Kontakte für langfristige Unterstützung zu vermitteln und Betroffenen Perspektiven aufzuzeigen. Dafür ist die enge Zusammenarbeit mit Organisationen, Beratungsstellen und Sozialarbeitern wichtig. Die pflegen die Verantwortlichen das ganze Jahr über, denn Hilfe wird immer gebraucht. Auch in einer Region, in der es vielen Menschen sehr gut geht. Mit einer Spende leisten sie nicht nur konkrete Hilfe, sie bringen auch eine überwältigende Solidarität zum Ausdruck. Die Empfänger freuen sich nicht nur über ein Stück Lebensqualität, das die Spende ihnen ermöglicht, sie empfinden es auch als große Wertschätzung. Die Aktion steht dafür, dass diese Menschen gesehen werden. Deshalb ist die Hilfe, die jedes Jahr geleistet wird, viel mehr wert als die Summe auf dem Spendenscheck. Ohne die großzügige Unterstützung jedes einzelnen Spenders wäre all das nicht möglich.