
Vertreter von Vereinen und Organisationen wurden bei der Jahresausschüttung der Aktion Menschen in Not mit einem Scheck bedacht. Foto: Mugler
Von unserer Redakteurin Tanja Ochs
Seit 50 Jahren verteilt die Aktion Menschen in Not der Heilbronner Stimme im Advent Spendengelder. Neben den Einzelfällen, die der Verein das ganze Jahr hindurch bearbeitet, gibt es im Dezember stets eine Jahresausschüttung, bei der soziale Organisationen und Vereine aus der Stadt und dem Landkreis Heilbronn sowie aus dem Hohenlohekreis einen Scheck erhalten. Mit dem Geld haben die Mitarbeiter vor Ort die Möglichkeit, schnell und unkompliziert zu helfen. Auch in diesem Jahr freuen sich die Verantwortlichen über die Finanzspritze: „Menschen in Not ist für uns ein Fels in der Brandung“, erklärt Karl-Friedrich Bretz, Geschäftsführer des Diakonischen Werks in Heilbronn. Die Aktion helfe praxisorientiert, menschennah und unbürokratisch an der Basis. Und das seit einem halben Jahrhundert: „Es ist genauso nötig wie vor 50 Jahren.“
Seit 1970 sammelt die Redaktion vor Weihnachten Spenden, um damit Menschen zu unterstützen, die in Not geraten sind. Damit sei das Unternehmen auch ein Impulsgeber für Hilfe in der Region, betont Verleger Tilmann Distelbarth. „Es gibt viele, die Verantwortung übernehmen.“ Organisationen und Einrichtungen wie Meseno, Mitternachtsmission, Arbeiterwohlfahrt, Kinderschutzbund, Schuldnerberatungen oder das Albert-Schweitzer-Kinderdorf profitieren von der Hilfsaktion. Sie sind aktiv vor Ort und gehen verantwortungsvoll mit dem Geld der Leser der Heilbronner Stimme um. Die Verwendung muss jeder Spendenempfänger jedes Jahr aufs Neue dokumentieren.
„Menschen in Not stopft Löcher, die im Sozialsystem entstehen“, sagt Hannes Finkbeiner, Geschäftsführer der Aufbaugilde Heilbronn. Androniki Petsos, Vertreterin des Sozial- und Jugendamtes des Landkreises Heilbronn, ergänzt: „Wir können mit dem Geld helfen, wenn es rechtlich nicht möglich ist.“ Mit den Spenden werde beispielsweise Kindern Teilhabe ermöglicht, erklärt Martina Grön vom Kinderschutzbund Heilbronn. Mittagessen in der Schule, die Klassenfahrt, Nachhilfe oder endlich Winterschuhe – bei den Spenden gehe es nicht nur ums Geld. „Menschen in Not bringt Menschen zusammen“, sagt Martina Grön. Die kleinen Gesten seien wichtig, ergänzt Achim Bocher, Leiter des Amts für Familie, Jugend und Senioren in Heilbronn. „Das macht die Aktion so wertvoll.“
In diesem Jahr werden drei neue Projekte unterstützt, die beim Verein Menschen in Not Hilfe beantragt haben. Die Schwangerenberatung der Diakonie Heilbronn erhält Geld für einen Rückbildungskurs für Mütter von sogenannten Schmetterlingskindern. Dabei werden Eltern, deren Kind vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben ist, von einer Hebamme und einer Sozialpädagogin betreut. Außerdem unterstützt die Aktion Menschen in Not erstmals das Elterncafé im Rahmen des Projekts „Von A nach B“ im Bildungspark Heilbronn, bei dem sich Eltern von Jugendlichen mit Migrationshintergrund regelmäßig austauschen. Ziel ist es, die Jugendlichen beim Übergang von der Schule in den Beruf zu unterstützen. Dabei ist es wichtig, auch die Eltern einzubeziehen. Das Projekt wird vom Land gefördert, das Elterncafé muss die Fachstelle allerdings mit Spenden finanzieren. Neu auf der Empfängerliste ist auch das Suizid-Präventionsprojekt des Arbeitskreises Leben Heilbronn. Die Aktion Menschen in Not ermöglicht weitere Schulbesuche, bei denen junge Menschen die Möglichkeit haben, über suizidale Krisen zu sprechen, und gleichzeitig das Angebot der Beratungsstelle kennenzulernen.
Bewährte Aktivitäten werden weiterhin unterstützt. Unter anderem übernimmt die Aktion Menschen in Not wieder Schulpatenschaften an der Susanne-Finkbeiner -Schule, die jungen Menschen den Weg zum Schulabschluss und den Anschluss in den Beruf ermöglicht. Der Kreisdiakonieverband Hohenlohe hat erfolgreich ein Projekt gestartet, bei dem Wohnraum geschaffen wird, in dem Vermieter und Mieter betreut werden. Außerdem wird das Hebammenprojekt mit Hilfe der Spenden fortgesetzt. „Es ist beschämend, wie erfolgreich es ist“, sagt Elisabeth Ernst, Geschäftsführerin im Kreisdiakonieverband Hohenlohekreis. Seit Mai haben Frauen, die aufgrund des Hebammenmangels keine Betreuung gefunden haben, die Möglichkeit, zur Sprechstunde nach Öhringen zu kommen. Viele Frauen nehmen dafür weite Wege auf sich, erzählt die Verantwortliche.
Alexandra Gutmann von der Mitternachtsmission Heilbronn berichtet von einer Zunahme häuslicher Gewalt bei ihren Klienten. Mit den Spenden könne im Einzelfall geholfen werden: „Viele Frauen kommen nur mit einer Plastiktüte zu uns“, erzählt sie. Ein anderes Problem für viele Menschen ist die Wohnungsnot. „Bezahlbares Wohnen ist in der gesamten Region ein Thema“, sagt Stefan Schneider, Regionalleiter bei der Caritas Heilbronn-Hohenlohe. Von „prekären Verhältnissen, berichtet der Heilbronner Amtsleiter Achim Bocher. „Auch Kinderschutzthemen nehmen zu.“ Überall dort, wo in der Region Hilfe notwendig ist, ist der Verein Menschen in Not verlässlicher Ansprechpartner.